19.45 Uhr Kim Churchill
Als Kim Churchills Karriere als Musiker vor ein paar Jahren begann, hätte man meinen können, der junge Australier wollte in die Fußstapfen von Jack Johnson treten. Viele seiner Songs handelten vom Surfen, einen Sport, den der Sänger und Gitarrist erstklassig beherrscht. Doch in letzter Zeit konnte er nicht mehr so häufig Wellen abreiten, denn der 25 Jahre alte Künstler hielt sich sehr häufig in Kanada auf. Dort ist das Wasser zu kalt und die Wellen zu flach, und wenn man auf Meer hinausfährt, dann um zu fischen oder Wale zu beobachten. Churchill hat seine Alben „Detail Of Distance“ (2012) und „Silence/Win“ im kanadischen Vancouver aufgenommen, wo er durch längere Tourneen unter anderem im Vorprogramm von Billy Bragg schon eine ordentliche Anhängerschaft hinter sich gebracht hat. Churchill ist ein veritabler Folk-Sänger, der auch Gitarre und Mundharmonika spielt und eine Trommel per Kickpedal bedient wie das viele Straßenmusiker tun. Die meisten Songs seines Repertoires hat er selber geschrieben, aber zuweilen covert er auch Bob Dylans „Subterranean Homesick Blues“. Seinen Namen sollte man sich unbedingt merken.
21.15 Uhr Du Blonde
„Ey, Du blonde, wassis los?“ Nein, so ist die neue Band von Beth Jeans Houghton (tatsächlich eine Blondine) nicht entstanden, auch wenn blonde Menschen eine wichtige Rolle spielen. David Bowie insbesondere. Eigentlich war Beth Jeans Houghton aus Newcastle upon Tyne gut dabei, 2008 nach ihrer ersten, schlicht „EP“ betitelten EP und dem Album „Yours Truly, Cellophane Nose“ (2012) groß aufzufallen. Denn der Psychedelic-Dance-Pop war herrlich extrovertiert genug dafür. Aber mitten in den Aufnahmen zum Nachfolger schmiss Beth die Brocken hin, besuchte die Bowie-Ausstellung in London und änderte ihren Stil radikal.
Du Blonde ist ihr neues Baby, „Welcome Back To Milk“ im Mai 2015 der kompromisslos rockende Ich-mach-mein-Ding-Ausruf in Albumform. Denn nun drängt alles heraus, was Beth über Jahre nicht loslassen konnte, die Hälfte der Songs wurde an einem Tag geschrieben. Ungeduld zahlt sich durchaus auch mal aus, denn Du Blonde könnten die nächsten The Duke Spirit werden.
22.40 Uhr Torres
Wenn man sich „Sprinter“, das Debütalbum einer Sängerin namens Torres anhört, denkt man unwillkürlich an die junge PJ Harvey. Da sind dieselbe Kraft und die Wut in der Stimme. Torres singt von Schmerzen und Verlust, ihre Songs klingen rau und sie raubt dem Zuhörer den Atem. Torres, oder bürgerlich Mackenzie Scott, stammt aus Nashville, der amerikanischen Musikhochburg in Tennessee. Viele Musiker gehen für Plattenaufnahmen extra dorthin, weil es dort nur so vor erstklassigen Studiomusikern wimmelt. Torres nahm einen anderen Weg. Sie flog nach London und reiste von dort weiter nach Bridport in Dorset, um erste Klangskizzen aufzunehmen. Von dort ging es weiter nach Bristol ins Studio von Adrian Utley, der zu den Gründungsmitgliedern von Portishead gehört. Für die Aufnahmen Lud Utley den Schlagzeuger Rob Ellis und den Gitarristen Ian Olliver ein. Hier schließt sich der Kreis, denn beide gehören zur Band von PJ Harvey. „Sprinter“ zählt mit seinen intensiven Rock-Songs und den poetischen Texten zu den stärksten Alben des Jahres, und Torres dürfte DER Geheimtipp beim diesjährigen Reeperbahn Festival werden.
24.00 Uhr Wakey Wakey
Seinen Kunden las er jeden Wunsch von den Augen ab – jedenfalls als Barkeeper. Michael Grubbs wurde durch seine Rolle in der TV-Serie „One Tree Hill“ bekannt und durch den Song „War Sweater“, der in Staffel 6 eingesetzt wurde. Denn der New Yorker ist in erster Linie Musiker.
Sein Musik-Projekt heißt WAKEY WAKEY. Sieben Alben und EPs mit intelligenten Indie-Pop-Songs hat er seit 2007 veröffentlicht. Elton John und Billy Joel sind für ihn genauso wichtige Einflüsse wie die Schriftsteller Tennessee Williams und Arthur Miller. Für Studioaufnahmen und Live-Auftritte holt er sich immer eine Reihe toller New Yorker Musikern zusammen, je nachdem, wen er gerade benötigt. Seine Auftritte sind lustig, literarisch und immer ungewöhnlich. Bei WAKEY WAKEY weiß man nie, was einen erwartet, aber genau das macht Grubbs’ Projekt so spannend.
Der Abend wird präsentiert von Kulturnews