JENOBI
Knapp vier Jahre nach ihrem Debut Patterns veröffentlicht Jenobi im Mai 2024 ihr zweites Album. Die aus Göteborg stammende Künstlerin Jenny Apelmo Mattsson erfand 2020 ihren Künstleralias, um selbstbestimmt und kompromisslos eigene Musik schaffen zu können. Jenobi ist für die Schwedin seither zu einer heiligen Oase geworden, wo ihre Kreativität ungehindert fließen kann.
Genau an diesem Ort ist „Irregularity“ entstanden. Ein halbes Jahr lang schloss sich die in Hamburg lebende Musikerin in ihrem Studio ein und ließ 11 neue Songs entstehen, die sie nicht nur selbst geschrieben, sondern auch eigenständig aufgenommen und produziert hat. Kein Problem für die Multiinstrumentalistin, der es schon immer wichtig war, den Jenobi Sound individuell und unabhängig zu kreieren und dadurch seine Einzigartigkeit zu stärken. Die bereits aus Patterns bekannte mystisch-skandinavische Melancholie trifft nun auf markante Beats, die zusammen mit der charakteristisch zarten Stimme eine ganz neue Dimension eröffnen. Außergewöhnliche, elektronische Elemente erinnern teilweise an Björk und The Knife, während selbstbewusster Sprechgesang zu lässigen Basslines eine Attitüde hervorbringen, die wir bei Künstlerinnen wie Rosalia und Noga Erez wiederfinden.
Irregularity steht dabei längst nicht nur für musikalische Innovation, sondern liefert auch eine starke Message, die Apelmo Mattsson nun aus ihrer Oase in die Welt heraustragen möchte. Viele Talfahrten und Herausforderungen prägten die 13-jährige Erfahrung als Musikerin, die sich stehts in einer männerdominierten Branche behaupten musste. Doch während Patterns destruktive Verhaltensmuster thematisiert, berichten die neuen Songs von einem neu erlangten Bewusstseinszustand und Stärke. Nach der Trauer kommt die Wut – das spiegelt sich in Texten, gespickt mit clever- ironischem Humor, die ein bittersüßes Gefühl hinterlassen, dass sofort süchtig macht. So gelingt es Apelmo Mattsson patriarchalische Strukturen mit einem selbstbewussten Schmunzeln zu kritisieren.
STEFANIE SCHRANK
Stefanie Schrank ist bildende Künstlerin und Bassistin der Kölner Band Locas In Love. Mit ihrem ersten Soloalbum „Unter der Haut eine überhitzte Fabrik“ von 2019 begann sie, aus analogen Synthesizern und eckig-eleganten Grooves ihren sophisticated Pop zusammenzusetzen. Die Platte wurde in der Presse gefeiert als „das Pop-Debüt des Jahres, … reich und groß und von unruhiger Erhabenheit. Sie ist nicht weniger als eine der tollsten Preziosen, die der deutsche Pop im abgelaufenen Jahr hervorgebracht hat“ (Jens Balzer in Die Zeit), dann folgte unmittelbar eine globale Pandemie, in der die Künstlerin ihre Realität zerbröseln sah und wieder neu zusammenpuzzeln musste. Erstes Zwischenergebnis: das neue Mini-Album „Schlachtrufe BRD“ mit Tracks, die von dieser Zeit bis ins Jetzt reichen, und am 20. April bei staatsakt. erscheint.
Nach wie vor stehen Synthiesounds im Zentrum, die mit konkreter Klarheit, doch ebenso rauschhaft und dreamy die Klanglandschaft bereiten, in der Stefanie zu schleppenden Tempi und entrückten Discobeats sehr persönliche Bestandsaufnahmen abgibt – etwa über die Untiefen der Psyche, eine Sorge um die Welt und Deutschpunk in den Provinzen der 90er Jahre BRD.