ARKELLS:
In Sachen Fleiß macht Arkells keiner so schnell etwas vor. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 war die kanadische Band ständig in Bewegung. Zwei Mal bekamen sie bereits den Juno Award, Kanadas Grammy, zuletzt als „Group Of The Year“. Sie durften im Rahmen der Olympischen Winterspiele in Vancouver auftreten, haben Bands wie Pearl Jam und Them Crooked Vultures supportet und hinterließen hierzulande sowohl beim Reeperbahn Festival als auch im Vorprogramm von Billy Talent und später bei ihren eigenen Shows verschwitzte aber verdammt glückliche Gesichter. Nur knapp eineinhalb Jahre nachdem ihr letztes Album „Michigan Left“ in Deutschland erschienen ist, veröffentlichen Arkells im August nun bereits ihre dritte, bisher noch unbetitelte Platte.
„Wir haben das Album im Sommer in unserer Heimat Hamilton geschrieben“, so Sänger May Kerman. „Unser Proberaum befand sich in einem alten Gebäude direkt in der Innenstadt, in dem früher eine Gewürzfabrik, dann eine Kirchengemeinde und später ein Nachtclub für Schwule war. Wir probten in einem Raum mit drei Meter hohen Erkerfenstern, so dass wir die Stadt förmlich in uns aufsaugen konnten. Verglichen mit unseren früheren Alben sind die neuen Songs textlich ungefilterter, politischer und roher, musikalisch sind sie mutiger und filmischer.“
Aufgenommen haben Arkells das Album mit Produzent Tony Hoffer (Beck, Depeche Mode, The Kooks). Einen Vorgeschmack liefert schon jetzt die erste Single „Never Thought That This Would Happen“. Das geradezu entspannt vor sich hin fließende und mit Streichern unterlegte Stück ist eine Hommage an das Hillside Festival, das etwa eine Autostunde von Hamilton entfernt stattfindet. „Seit drei Dekaden pilgern die Leute zu diesem wunderschönen Festival und genießen dort Musik, das Tanzen und die Freundschaft“, erklärt die Band auf ihrer Homepage. „Der Song hat sein Entstehen diesem Festival zu verdanken. Er spielt sich zwischen Samstagnacht und Sonntagmorgen auf dem Open Air ab, wenn das Feiern und Tanzen vorbei ist.“
Live ausgetestet haben Arkells die ersten neuen Songs im März bereits beim SXSW Festival in Austin, Texas, wo sie gleich vier Shows spielten. Und auch in Sachen Plattenveröffentlichungen war das Quintett dieses Jahr bereits aktiv: Zum Record Store Day nahmen sie die limitierte 7“ „Arkells Sings Motown“ auf. Sie enthält Motown-Coverversionen von Stevie Wonder („Signed, Sealed And Delivered (I’m Yours)“ und The Temptations („Get Ready“). Damit bannten Arkells ihre Liebe zu Motown, die sie live stets in Form von spontanen Cover-Sets ausleben, erstmals auf Platte. Pünktlich zur Veröffentlichung ihres dritten Albums werden Arkells dann auch in Deutschland wieder auf den Festivalbühnen stehen.
GAME OVE & DIE SPIELFIGUREN:
Ove and out. Nach guten zwei Jahren hat der Nordfriese Ove Thomsen keine Lust mehr, alleine durch die Republik unter dem Namen „Game Ove“ aufzutreten. So kamen Stück für Stück „die Spielfiguren“ dazu, die, wie Ove sagt: „Das Ding richtig rund machen.“ Die fünf jungen Wahlhamburger ziehen am gleichen Seil und lassen den Gegenwind der Musikindustrie einfach an sich vorbeiziehen.
Ihr Debütalbum „Ove, Wenn & Aber“ spiegelt den unendlichen Bock auf’s Leben wieder, auch wenn sich eine melancholische Grundstimmung durch das Album zieht. Hier treffen feinsinnige Texte auf ein ausgewähltes Sammelsurium an Instrumenten. Eine Mischung aus klassischer Liedermacherkunst, Folk und leicht amerikanisch angehauchtem Pop, getragen von der charmanten, gefühlvollen Stimme des Sängers lassen auf Idole wie Sven Regener (Element of Crime) oder Gisbert zu Knyphausen schließen. Ove besingt Bilder, die jeder kennt. Es sind all jene stille und laute Momente im Leben, die regelmäßig wiederkehren: Freundschaft, Liebe, Mut, Verlorensein und Dazugehören.
Ove will die Träume aufhängen, an einer Leine, wo sie trocknen können („Stell´ die Weichen“). Er erkennt, dass man sich nicht wohlfühlen kann, wenn Zuhause nur ein Wort ist und die Bedeutung noch immer fehlt („Ein halbes Herz“). Und er verliert sich in bunten, erheiternden Reimen, denn: „Kleider machen Leute und ein Studium macht schlau, ich schreib´ noch kurz meine Masterarbeit über warum interessiert das keine Sau “ („Mexico“). Das klingt kritisch und bescheiden zugleich, aber immer auch humorvoll. Trotz nachdenklich-trauriger Vertonung an der einen oder anderen Stelle, ist es eine positive bis ironische Grundstimmung, die sich in allen zwölf Liedern wiederfindet. Das Glas ist eben nicht halb voll, auch nicht halbleer, sondern es liegt in Scherben auf St. Pauli im Mitternachtsverkehr („Scherben bringen gar nichts“).
PLEIL:
Die Geschichte von PLEIL beginnt mit einem Punkt, der den Prolog beendet. Nach 14 Jahren des Schaffens innerhalb seiner Band Cloudberry schlägt der Sänger und Multiinstrumentalist Marco PLEIL eigene Wege ein. Warum? Um etwas Neues auszuprobieren. Um autark zu werkeln. Die Antworten liegen in den Songs. Anstatt mit einer breiten Instrumentierung zu experimentieren, fokussieren sich die Stücke auf das Wesentliche. Gesang, Gitarre, hier und da der dezente Einsatz eines Schlagzeugs. Erstmalig bedient sich Marco PLEIL deutscher Texte. Auch der Ort des Entstehens hat sich gewandelt. In Zeiten, in denen es jeden zweiten Musikschaffenden in ein Berliner Tonstudio verschlägt, entscheidet sich Marco PLEIL dafür, die EP „Punkt.Statt,Komma“ direkt vor der Haustür aufzunehmen.
Im Offenbacher Tonstudio Bieber unter der Regie von Oliver Rüger. Das Ergebnis ist eine fast familiäre Intimität. Fragiler Minimalismus. Puristische Ehrlichkeit. Eine klare Standortbestimmung. Das Wissen, um das was man nicht will und das was zählt. PLEIL ist kein Kunstwort. Kein Synonym. PLEIL ist ein Name. So einfach kann es manchmal sein. Drei Tracks, die nicht den Makrokosmos zu ergründen versuchen, sondern sich mit dem auseinandersetzen, was den Schreiber bewegt. Das eigene Ich, das Scheitern, die Enttäuschung, die Wut, aber auch der optimistische Blick nach vorne. Die Abrechnung mit der Vergangenheit, unter deren Strich das Wort „Zukunft“ steht. Einen neuen Satz kann man nur beginnen, wenn man den vorherigen mit einem Punkt beendet. Genau hier beginnt die Geschichte von PLEIL. Alles, was man tun muss, ist Zuhören. (Katja Embacher/POPCONNECTION)