Das Konzert ist verlegt vom 12.08.20 auf den 11.11.20 – Die Tickets behalten ihre Gültigkeit
Mit ihren ersten beiden Alben „West End Coast“ (2015) und „AM Waves“ (2018) formulierten Andy Platts und Shawn Lee, besser bekannt als Young Gun Silver Fox, eine moderne Version des klassischen Westcoast- und Softrock-Sounds. Das dritte Album „Canyons“ ist die konsequente Weiterentwicklung mit zehn durchdachten Kompositionen, wunderbaren Harmonie-Gesängen, prägnanten Bläsersätzen und unnachahmlichen Klangbildern.
Der Ansatz von Young Gun Silver Fox findet weltweiten Respekt. Sie spielten namhafte europäische Jazz-Festivals (North Sea Jazz, Überjazz oder Pori Jazz), verkauften mehrmals das Amsterdamer Paradiso aus und hatten als einzige aktuelle Band ein Feature in der Softrock-TV-Dokumentation „I Can Go For That“ in der BBC.
„Canyons“ wurde, wie die beiden Vorgänger, wieder fast im Alleingang von Platts & Lee im eigenen Studio in London gemeinsam komponiert, aufgenommen und produziert. Ein prägnantes Merkmal sind dieses Mal allerdings die Bläsersätze, arrangiert von Nichol Thomson (Incognito, Robbie Williams, Annie Lennox, Gregory Porter). Die zehn neuen Songs sind eine unfassbare Reise durch alle Facetten der goldenen Ära des Softrock zwischen 1974 und 1984. „Who Needs Words“, „Long Distance Love Affair“ oder „Things We Left Unsaid“ könnten auch auf Alben von Genre-Helden wie Pages, Stylus und Player enthalten sein. „Dream Woman“ hat durchaus einen Chicago-Touch, „Danny Jamaica“ ist vielleicht die verrückte Titelmusik einer verlorenen TV-Serie der siebziger Jahre. Ein echtes AOR-Album muss natürlich die große Ballade enthalten („All This Love“), und enthält natürlich echte Pop-Hits („Kids“, „Private Paradise“).
„Canyons“ bezieht sich auf die Bedeutung der Täler um Los Angeles: Im Topanga und im Laurel Canyon entstanden einige der wichtigsten Alben der siebziger Jahre, es waren gerade zu mystische, magische Orte. Auch wenn Platts & Lee nicht dort waren, Ihre „Canyons“ transportieren diese Magie in die Gegenwart.
Young Gun Silver Fox – Canyons
Hach – so viel Feelgood-Sound für Erwachsene! Auch das dritte Album von Young Gun Silver Fox geht konsequent seinen Weg in Richtung Blue Eyed-Soul der 80er. Andy Platts und Shawn Lee scheren sich nicht um Trends und Moden, wobei das Modell “Softrock” in Hipster-Kreisen ja aktuell durchaus Konjunktur hat. Hier werden private Leidenschaften mit akribischer Authentizität (diese perfekte, chromblitzende Soundästhetik!) und trotzdem auch erkennbar mit ganz viel Spaß gepflegt. Das Rad der Zeit wird also wieder bis mindestens in die mittleren 80er zurückgedreht, als leicht cheesiger Hochglanzpop (vorwiegend von der Westküste) die Welt regierte. Wobei der smoothe Opener erst mal Elton John huldigt, eine durchaus neue Facette im Vintage-Schaffen von YGSF. Im Weiteren sind die Säulenheiligen dann aber wieder ganz offensichtlich die leider oft verkannten Hall & Oates. Mit eleganten Bläsern, E-Piano und slickem Funk-Bass wird dem pastellfarbenen Weißbrot-Soul der späten 70er bis mittleren 80er gehuldigt. Zentrales Stilmittel ist der betörende Falsettgesang von Pratt – ein durchaus heikler Balance-Akt, hier meisterlich bewältigt. Die ausgereiften Songs und die mondäne Produktion von Shawn Lee scheinen direkt aus der Zeitmaschine gepurzelt zu sein. Dabei geht es hier keinesfalls um ironisches Persiflieren, die beiden lieben ihren Sound ganz offensichtlich und haben auch die notwendig eingängigen Songs dazu. Im Vergleich zu den ersten beiden Alben höre ich diesmal weniger funky Doobie Brothers, dafür aber rundum gelungene Referenzen nicht nur an die Großmeister Hall & Oates, sonder sogar an einen weiteren Verfemten, nämlich Alan Parsons. Die diesmal prägnanteren Bläser wurden von Nichol Thomson (Incognito, Robbie Williams, Gregory Porter) arrangiert. Macht insgesamt ein traumhaftes Album für AOR-Veteranen auf „Too Slow To Disco“-Trip. (Joe Whirlypop/Glotterhouse)