ROBERT FORSTER
Sieben Jahre. Sieben Jahre sind seit dem Erscheinen des Albums „The Evangelist“ (2008) vergangen. Seither genießt diese Platte den Ruf, das beste Solo-Album eines der anerkanntesten Singer-Songwriter Australiens zu sein, ein Album, das den Vergleich mit den vielen musikalischen Meilensteinen von Robert Forsters legendärer Band The Go-Betweens in keiner Hinsicht zu scheuen braucht. Sieben Jahre also. Genügend Zeit für Fans und Kritiker, sich immer wieder zu fragen: Was macht dieser Typ eigentlich den ganzen Tag? Gute Frage.
Die Antwort lautet: eine ganze Menge. So war Robert Forster als Produzent an den hochgelobten Alben der Bands The John Steel Singers und Halfway beteiligt. Für seine Tätigkeit als Musikkritiker bei der australischen Zeitschrift The Monthly erhielt Robert Forster so viel Zuspruch, das seine Sammlung seiner Texte im Jahr 2009 unter dem Titel „The Ten Rules Of Rock And Roll“ veröffentlicht wurde. Zwei Jahre später kamen sie in einer überarbeiteten und aktualisierten Fassung noch einmal auf den Markt. Darüber hinaus kümmerte er sich in dieser Zeit um den Nachlass der Go-Betweens und stellte eine verschwenderisch ausgestattete Sammlung mit dem Titel „G Stands For Go-Betweens. Volume 1“ zusammen. Es ist die erste von drei aufwändigen Editionen, die die Karriere einer der wichtigsten australischen Bands nachzeichnen, jener Band, deren Gründungsmitglied, Sänger und Songwriter er war.
Trotzdem … sieben Jahre! In der Welt der Musik ist das eine lange Zeit. Zeit, um Songs zu schreiben. Zeit, um Musiker um sich zu scharen. Zeit, um sich auf das nächste Kapitel eines musikalischen Lebensvorzubereiten – kreativ zu sein, eine neue Richtung einzuschlagen, die sich nun in seinem neuen Album „Songs to Play“ niederschlägt. Es enthält zehn sehr unterschiedliche Robert-Forster-Songs. Die Aufnahmen fanden in einem analogen Studio auf einem Berggipfel statt, eine halbe Stunde von seinem Haus in Brisbane entfernt und unter Beteiligung einiger junger Musiker: den vielseitigen Multi-Instrumentalisten Scott Bromley und Luke McDonald (von The John Steel Singers), Matt Piele (der Schlagzeuger seiner Tour-Band) sowie der Geigerin und Sängerin Karin Baumler.
„Ursprünglich habe ich mit einem Abstand von fünf Jahren zwischen dem letzten und dem neuen Albumgerechnet“, so Robert. „Ich wollte eine ganz bewusste Zäsur setzen, weil mir klar war, dass das, was danach kommt, ein Neuanfang sein würde. “„Aus fünf Jahren wurden sieben.“ Das Album, das er uns jetzt präsentiert, ist anders als alles, was Robert Forster bisher gemacht hat. Trotzdem finden sich in den Songs viele seiner Qualitäten als Songwriter wieder: sie sind ausgesprochen melodisch mit treffenden, originellen Texten, die von echten Menschen und dem wahren Leben handeln. Die eigentliche Überraschung aber ist die Atmosphäre dieses Albums, die Abenteuerlust und die Fröhlichkeit, die es ausstrahlt – besonders nach den eher meditativen, nachdenklichen Tönen auf „The Evangelist“ (das im Jahr nach dem Tod von Grant McLennan, Roberts Freund und Mitbegründer der Go-Betweens, entstanden ist).
Die sieben Jahre haben mutigere, wildere Klänge hervorgebracht, und dazu ein paar wirklich bemerkenswerte Kompositionen. Popsongs. Fünf-Minuten-Epen. Einen Bossa Nova. Klassisches Singer-Songwriter-Material. Dazu die etwas experimentellere und ausführliche Produktions-Assistenz von Bromley und McDonald – kein Wunder, dass schon mit den ersten Takten des energiegeladenen Openers „Learn To Burn“ klar wird: Robert Forster ist ein Mann, der etwas zu sagen hat. Time’s a sequence and you wait for changes. Problem is you know I’ve got no patienceI’ve got no desire to be the fourth person in line. Sieben Jahre hat es gedauert. Aber das Warten hat sich gelohnt. Jede einzelne Minute.