Mit ihrem Song „Kaputtes Gerät“ bereits von Olli Schulz, Till Reiners und diversen, gut kuratierten Playlists gefeiert, zeigt PAULA PAULA nun endlich ihr ganzes Gesicht!
Songschreiberin Marlène Colle stürmt mit partner in crime Kristina Koropecki (cello, mellotron), Gisbert zu Knyphausen (bass), Joda Förster (drums) und Daniel Freitag (synths, production) die Bühne und öffnet erstmals die Türen zu ihrem selbstgehäkelten, musikalischen Universum namens „schade kaputt“! Folktunes, treffen auf Möchtegernpunk, barocke Celloarrangements auf eine Wand voll Synthies, wütend-politischer Aktivismus auf zart-gebrochene Hippieherzen.
Die Berliner Frontsängerin liebt es in ihren Texten den Finger in die wunden Punkte unserer aufgeklärten Gesellschaft zu legen. Auf deutsch, englisch und französisch besingt sie alles, was noch nicht stimmt, wo wir noch nicht angekommen sind, was noch nicht frei ist. Der nie fehlende Humor und der unerschütterliche Glaube an die Möglichkeit von friedlicherem, zwischenmenschlichen Umgang schimmert durch alle Risse und lässt trotz heftiger Themen mit einem verwirrt erfrischten Lächeln aus ihrem Debütreisebus schweben.
Der Klub Konsonanz ist ein Kammerchor, auch wenn der Begriff old-school anmutet, und besteht aus 24 Sänger:innen mit Freude am Singen und Besingen. Wir wollen das Experiment und das Schräge: uns außerhalb der ausgetretenen Pfade aufhalten und dabei Menschen überraschen und bewegen. Zu diesem Zweck mischen wir Material aller Stilrichtungen mit unüblichen Gesangs-Tools und Dingen, die man in einem Chor-Setup nicht unbedingt vermuten würde.
Als Tocotronic 2007 von der »Kapitulation« sangen, gab es noch Hoffnung: »Alle, die uns deprimieren / Sie müssen kapitulieren«, hieß es widerständig. Aber schon damals stand die Frage im Raum: »Fuck it all! / Wie soll es weitergehen?« Mehrere Krisen und eine Pandemie später malt sich jetzt die Berliner Sängerin Marlène Colle aus, wie man sich das Leben in Kapitulation vorstellen muss. Die Individuen in ihren Texten stehen kurz vor dem Ermüdungsbruch. »Das Leben ist ein kaputtes Gerät, das wir versuchen zu reparieren«, singt Colle in einem Song ihres neuen Albums »schade kaputt«, das sie jetzt als Paula Paula veröffentlicht hat. Diese Anstrengungen gehen so lange, bis der Akku irgendwann gar nicht mehr lädt und wir heulend zu unseren Kindern marschieren, heißt es in dem Stück mit dem grimmigen Gitarrenriff: »Vielleicht kriegst du’s ja hin, Sohn, die Zeit war zu knapp, / Ich hätt so gerne für dich den Jackpot geknackt, / Doch mir ist kurz vor der Erleuchtung der Motor abgekackt.« Die nächste Generation soll es also richten, für die Älteren bleibt nur, sich ausgepowert an den Straßenrand zu setzen, um den Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich immer weiter voneinander entfremden. Colles Talent ist es, ihren Existenzialismus am Kipppunkt mit viel Humor und sicherem Blick für performative Widersprüche im Alltag zu verarbeiten. Etwa in »Digitale Augen«, das von der Unmöglichkeit handelt, beim Zoom-Date Gefühle zu entwickeln. Colle, Mitglied der Berliner Maskentheater-Gruppe Theatrefragile, veröffentlichte ihre teils auf Französisch gesungenen Chansons bisher unter dem Namen Marlène, jetzt tat sie sich unter anderem mit Kristina Koropecki (Cello, spielt auch bei Kliffs) und dem Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen (Bass) zusammen, um ihren Sound mit mehr Wucht auszustatten. Ganz vollzogen ist die Kapitulation also noch nicht.“ Andreas Borcholte – Der Spiegel