Das Konzert wird stattfinden als
DOUBLE FEATURE KONZERT: CHRISTIAN KJELLVANDER & Band + DIE STERNE
Bereits gekaufte Tickets für Christian Kjellvander behalten ihre Gültigkeit
20:00 Uhr CHRISTIAN KJELLVANDER & Band
21:40 Uhr DIE STERNE
Christian Kjellvander
Hold Your Love Still – VÖ 3. November 2023
“I want to give you this and ask for nothing in return.”
Von einem zarten Schleier des Halls umgeben, eröffnet uns Christian Kjellvander mit seiner sanften Stimme die Tür zu seinem neuesten Werk „Hold Your Love Still“ – sein erstes Soloalbum seit „About Love And Loving Again“ aus dem Jahr 2020. In dieser Schaffensphase zeigt sich Kjellvander von seiner reflektierenden Seite und erkundet die Herausforderungen einer aufrichtigen Lebensführung, verstrickt in den komplexen Einflüssen des Kapitalismus. Gleich- zeitig fordert er uns dazu auf, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht zu verlieren.
Das Album beschäftigt sich mit existenziellen und umweltbedingten Spannungen, wandelt jedoch gekonnt zwischen Stoizismus und Optimismus. Er bereichert seine charakteristische melancholische Stimmung mit schwebenden Kompositionen in Dur, die jeden Song zu einem tiefgründigen Erlebnis machen. Jeder Song ist präzise und durchdacht – im Gegensatz zu den musikalischen Grenzüberschreitungen, die für seine letzten Werke prägend waren, vollzieht er nun eine bewusste Hinwendung zum Song. Die Texte sind voller natürlicher Bilder, subtiler Poesie und faszinierender Empathie. Dies ist die Arbeit eines erfahrenen Songwriters, der sich in Höchstform präsentiert.
Die Liebe, von der im Albumtitel die Rede ist, ist ein Zustand der Energie bzw. eine Konzentration von Gefühlen, eine schwer zu beschreibende Qualität jedenfalls, die er gelegentlich in unserer modernen Gesellschaft vermisst. Das erfrischende Eröffnungsstück „Western Hemisphere“ bestätigt, dass alles, was wir brauchen, bereits in unserer Nähe liegt; wir müssen nur lange genug stillhalten, um es zu erkennen. Das Stück feiert die Kraft der Natur und erinnert uns daran, dass das hohe Gras mehr Schönheit besitzt als der noch so sorgfältig gepflegte Rasen. Auch „Notes From The Drive Between Simat and Alcoi“ hat das in unserer Gesellschaft so verbreitete Streben nach Perfektion zum Thema. Es ist ein Reisebericht aus dem südöst- lichen Spanien, inspiriert von atemberaubenden Tälern, einem Zisterzienserkloster und der beruhigenden Verzerrung eines ziemlich maroden Sound-Systems. Darin erinnert Kjellvander sich an einen Auftritt in Alcoi, einer Stadt, die in den Anfängen der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle gespielt hat, auch wenn Streikposten ihre Stimme heutzutage nur noch im Flüsterton erheben. Kjellvander bringt seine Freude an zerklüfteten Land- schaften, verwitterten Gemäuern und brummenden Lautsprechern zum Ausdruck und äußert zugleich seinen Protest gegen die schnurgeraden Linien und den sauberen Sound unserer kommerzialisierten Existenz. Unterdessen entwickelt sich das Stück von der Ballade zur Hymne.
In dem Song „Baleen Whale“ geht es um die Belastung durch die ständige Überflutung mit Nachrichten oder auch die fehlende Abgrenzung gegenüber den Problemen anderer Menschen. Christian zieht daher den Vergleich zu einem Wal, der unablässig Nahrung durch seine Barten filtert und schließlich strandet. Ein rumpelnder Bass und Schlagzeugbesen bilden das rhyth- mische Gerüst, während das zarte Piano und düstere Streicher einen melancholischen Hinter- grund für Kjellvanders Geschichte bilden, bis schließlich ein unerwarteter Schwall aus hoffnungs- trächtigen Akkorden den Refrain in ungeahnte Höhen hebt.
Im vierten Song des Albums, dem wunderschönen „Terns Took Turns“, webt Christian seine eigene Liebe in ein Liebeslied ein, in dem er sich mit Intimität und Verletzlichkeit auseinander- setzt. Er fängt in diesem Stück nicht nur den Moment der Hingabe an das überwältigende Gefühl der Zuneigung ein, sondern auch jene Nähe, die eine Kommunikation ohne Worte erst möglich macht.
Das sehr plastische, von einem stampfenden Rhythmus begleitete „Disgust For The Poor“ liefert eine schmerzhaft präzise Analyse des Kapitalismus, des Konsumismus und des fortgesetzten Kolonialismus. Gleichzeitig stellt es die Frage, ob wir ein ungerechtes System wirklich verändern können, während wir gleichzeitig all die Annehmlichkeiten genießen, die es uns bietet. In dem berauschenden und phantasievollen „On Wine And Jesus Christ“ verwirklicht Kjellvander dann ein lang gehegtes Vorhaben und erforscht seine Beziehung zum Alkohol, erinnert sich daran, wie er den Alkohol und wie dieser ihn benutzt hat. Ist es möglich, Alkohol zu genießen, ohne gleichzeitig seinen Gefährdungen zu erliegen?
Das Album erreicht seinen Höhepunkt in dem epischen und fesselnden Track „We Are Gathered“, der eine neunminütige Reise darstellt, die die Albumthematik geschickt mit Verantwortungsbewusstsein und Optimismus verbindet. Die Musik entführt den Hörer in einen hypnotischen Zustand, während die Melodien und Klänge sich zu einem beeindruckenden Crescendo entwickeln.
Mit dem abschließenden Song „Dream 2066“ präsentiert uns Christian Kjellvander eine beruhigende Vision einer möglichen Zukunft, die frei von Klimakatastrophen und den Fesseln des Kapitalismus ist. Seine tröstliche Stimme hinterlässt eine bleibende Botschaft über die Macht der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.
DIE STERNE
Im gleichen Maß, in dem das Publikum jetzt langsam verstummt, wird ein Summen immer wahrnehmbarer. Nach und nach erfüllt es den ganzen riesigen Raum und man bildet sich ein, dass es plötzlich nach Ozon riecht. Eine elektrische Entladung steht kurz bevor und sie wird, man ahnt es, nicht unerheblich sein. Als ein Scheinwerfer auf den gesenkten Vorhang gerichtet wird, ist die Stille vollkommen. Und für das, was jetzt kommt, kann es nur ein Wort geben:
Grandezza.
Es handelt sich um die ultimative Zusammenstellung auf Doppel Vinyl und CD. Die Singles einer Band, die vielen immer als höflich und bescheiden galt. Damit ist es jetzt vorbei. Und warum sollte man auch bescheiden sein, angesichts dieser Sammlung von Song aus über dreißig Jahren Bandgeschichte, wenn man über jeden einzelnen von ihnen sagen kann: Ja, verdammt: Die Sterne sind zwar auf den deutschsprachigen Raum limitiert, haben sich aber nie damit zufrieden gegeben. Nie haben sie gesagt: Ja, ok, die Qualität ist ausreichend für den lokalen Markt. Nein- das ist alles internationales Niveau. Und warum? Weil sie euch, liebe Hörer:innen, so sehr schätzen, dass sie euch nichts anderes zumuten möchten. Auch nicht auf deutsch. Hier kommen 19 Hits. Einschläge in eure Herzen. Nehmt hin und esst. Erste Testhörer verlassen das heimische Wohnzimmer seit Tagen nicht mehr. Wenn der Fussboden wackelt und die Nachbarn sich beschweren, antworten sie: „Seit wann ist es verboten Kopfhörer zu tragen?“
Es wird noch ein bisschen länger in der Luft herumsummen und flirren, bis es im Februar dann in den Elektroden knallt und zischt. Dann geht es los. Aber so richtig. Ab März dann auch auf einer Bühne in deiner Nähe: GRANDEZZA. Endlich.