19:40 Uhr YELLOWSTRAPS
In Ruanda zur Welt gekommen, in Uganda aufgewachsen und in Belgien als Musiker neugeboren: Alban und Yvan Murenzi sind zwei Producer, die ihr kulturelles Erbe nicht nur in ihrer Musik bewahren, sondern aktiv mitgestalten wollen. Als YellowStraps verfolgen sie diese Vision seit dem Debütalbum „Mellow“ (2015) mit unnachgiebigem Elan, nehmen EPs wie „Whirlwind Romance“ (2015) oder „Goldress“ (2020)auf und spielen umwerfende Shows auf einigen der größten Festivals Europas, darunter The Great Escape, Eurosonic, Dour und das Trans Musicale. Selbst die Pandemie konnte der Kreativität des Duos nichts anhaben: erst droppen sie pro Woche ein Feature mit unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern und fassen das Ganze dann auf dem Mixtape „Yellockdown Project“ (2020) zu einem verdammt vielseitigen Style zusammen, der dringend wieder auf die Bühne gehört. Höchste Zeit also, dass sie im September bei uns mit neuem Material aufschlagen.
21:30 Uhr PETROL GIRLS
Als während der französischen Revolution ganz Paris in Flammen stand, war es die Frauengruppe Pétroleuses, deren Pyromanie mit dezidiert politischem Impetus frei drehte. Wie die Faust aufs Auge passte der Name daher auch zu den Petrol Girls, die seit nunmehr zehn Jahren dem Status Quo einen Fuckfinger nach dem anderen in die Visage drücken. Ob Feminismus oder Antikapitalismus, klare Positionierung gegen Rassismus, sexuelle Gewalt oder profitgetriebenem Klimakollaps: Das wutentbrannte Londoner Quartett machet keinen Hehl um seine Haltung, bezieht im Gegenteil sogar offen Position. Selten genug in diesen Tagen, vor allem wenn es um gesellschaftlich ungemütliche Diskurse geht. Doch das war seit jeher der Spirit von Hardcore-Punk und seinen Vertretern. Gut also, dass die Petrol Girls auch nach einer 2020 erfolgten Neuformation und zwei Jahren Pandemie kein Anzeichen von Nachgeben kommunizieren. Album Nummer drei „Baby“ steht stattdessen in den Startlöchern und wird im September auf der Reeperbahn brandheiß serviert.
23:20 Uhr HOMESHAKE
Als Peter Sagar 2014 die Live-Band von Mac DeMarco verließ, um sich auf sein eigenes Projekt Homeshake zu fokussieren, ahnte er selbst vermutlich am wenigsten, wie schnell das Ganze durch die Decke gehen würde. Von den ersten Tapes im Jahr 2013 über das Studiodebüt „In The Shower“ bis zum vorläufigen Höhepunkt „Midnight Snack“ vergingen gerade einmal etwas mehr als zwei Jahre. Wunderbar androgyne Vocals vermischen sich bei Sagar mit delikatem Schlafzimmer-Pop, alternativem R’n’B und sanft psychedelischen Soul-Vibes, die er durch zahllose Filter jagt. Die Resultate strotzen vor Kreativität, sind aber nie überladen oder zu artsy, sondern stets zugänglich, entspannt, ja geradezu verträumt. Dass er imstande ist, diese Rezeptur stetig zu verfeinern, zeigte Sagar 2017 erneut mit dem unwahrscheinlich atmosphärischen „Fresh Air“. Hier gibt er seinem Sound viel Raum zur Entfaltung, beschränkt sich in Sachen Sampling und Instrumentals aufs Wesentliche, um damit einen introspektiven Stil voll träumerischer Eleganz zu entwerfen. Auch sein jüngstes Album „Under The Weather“ (2021) folgt diesem Ansatz auf gelungene Weise. Wer hätte gedacht, dass Homeshake mal so souverän den eigenen Wurzeln entwachsen würde?