Fatoni & Edgar Wasser – Delirium
Es ist 2021 und alle bleiben drin. Nur zwei lassen raus, was sich angestaut hat: Fatoni & Edgar Wasser haben sich in ein Studio gesperrt, die Egos poliert und sich gegenseitig angestachelt. Mit Wut und Witz rappen sie sich ins „Delirium“. Am Ende steht ein großer Mittelfinger ans Jetzt. Und eine innige Umarmung zweier Freunde. Das Album als Gegenmittel.
„Delirium“ kommt genau deshalb zum richtigen Zeitpunkt: Weil es eine einzige Punchline ist. Sobald es im Opener „Ratatatatatatatatat“ macht, werden Schel-lélélé-n an Deutschrap verteilt, es wird mit Männern gekuschelt, es wird alle 11 Minuten eine Mutter beglückt. Es werden Taxis bestellt, weiße Privilegien demonstriert und demontiert und AfD-Spinner zur Seite geschoben. Man will genau das gerade hören, in diesen gottverdammten Tagen, weil man selbst so vieles davon fühlt. „Delirium“ ist schon damit ein Selbstläufer. Aber dann hört man die zwölf Tracks lange Punchline zweimal, dreimal, viermal, und plötzlich ist da noch eine ganz andere Story, zwischen den Zeilen. Eine Geschichte, die viel zeitloser ist und die so nur von Fatoni & Edgar Wasser erzählt werden kann. Es ist eine Geschichte über Freundschaft – mit allem, was zu einer ordentlichen Freundschaft gehört.
Nüchtern gesehen dürfte dieses Album nicht existieren. Hier kommen zwei kreative Dickschädel zusammen, die sich im Wesen nicht doller unterscheiden könnten. Auf der einen Seite steht Fatoni, der sich gerne den Kopf darüber zerbricht, was die anderen sagen. Ihm gegenüber: Edgar Wasser, der immer den Weg nimmt, auf dem sonst niemand spaziert. Den einen zog die Musikindustrie in die Hauptstadt, von dem anderen weiß man eigentlich nie, was er gerade tut – geschweige denn, wo er überhaupt lebt. Aber eine gute Freundschaft braucht nun mal Differenzen. Überhaupt, es ist 2021, wer ist schon nüchtern?
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