Ty Segall, das psychedelische Wunderkind, bombardiert unsere Ohren und Hirne immer weiter. In den vergangenen Jahren hat er regelmäßiger Platten veröffentlicht, als manch anderer seine Dreckwäsche in die Maschine packt. Angefangen hat der Lo-Fi-Musiker als Sänger der Garagen-Rock-Combo The Epsilons aus dem Orange County und verbrachte seine Zeit standesgemäß: ein wenig an die Uni gehen, viel surfen und Beach Boys, Misfits und Black Sabbath hören. Aber das reichte ihm bald nicht mehr. Er zog nach San Francisco und versucht seither mit etlichen Bands, gerne aber auch solo, den Sound der 60er immer genauer zu rekonstruieren. Das klang nach frühem Garage und dem Proto-Punk der Stooges, war aber noch nicht das, was sich der Kalifornier vorstellte. Aber egal ob er auf der EP „Ty-Rex“ T-Rex-Cover spielte, ob er einen Hauch zarter an die Sache ranging wie der letzten langen Platte „Manipulator“: Immer stand seine verhallte Gitarre im Mittelpunkt. Das gilt auch für sein neues Album „Emotional Mugger“, nur scheint er jetzt endlich mit den Muggers die Band gefunden zu haben, die seinen rohen und im besten Sinne primitiven Klang aufs Perfekteste umsetzt. Zusammen mit Mikal Cronin (Bass, Saxofon), Kyle Thomas (Gitarre), Emmett Kelly (Gitarre), Cory Hanson (Keyboards, Gitarre) und Evan Burrows (Schlagzeug) kommt Ty Segall, der seit neuestem auf der Bühne eine Baby-Maske trägt und sich Sloppo nennt, am 15. Juni ins Hamburger Knust. Präsentiert wird die Show von ByteFM, Lodown Magazine, Musikexpress und musikblog.de.
Zentralheizung Of Death Des Todes
„An dieser Stelle sollte ich euch wahrscheinlich über diesen vollkommen bekloppten, aber ebenso genialen Namen Zentralheizung of Death des Todes aufklären. Vielleicht sollte ich auch ausführlicher beschreiben, dass genau diese Band aus Erfurt, Leipzig und Berlin schon mit Ty Segall oder den Thee Oh Sees auf der Bühne stand, um euch einen Eindruck zu verschaffen, mit welcher musikalischen Ausrichtung man es zu tun bekommt.
Ich erzähle euch aber lieber die Anekdote vom Schlagzeuger Christian „Kirmes“ Kühr, der sich am Tag vor Tourneebeginn, beim Versuch einen „Casper“ (die Skateboarder unter uns wissen, was gemeint ist) zu landen, die Bänder überdehnt hat, so dass er nicht mehr in der Lage war, seine Bassdrum zu bedienen. Daraufhin muss kurzerhand der Bassist hinter das Schlagzeug und „Kirmes“ wird auf einen Hocker in die erste Reihe der Bühne verpflanzt, um von dort aus die Kontrolle über die vier Saiten zu übernehmen.
Doch warum erzähle ich euch das? Diese Story sagt viel mehr über die juvenil unbekümmerte Attitüde der Zentralheizung of Death des Todes aus und wie sich diese auf ihre Musik auswirkt, als all die genrebehafteten Stigmatisierungen oder sinnlosen Vergleiche mit irgendwelchen amerikanischen Bands. Sie sind Dilettanten, und das ist auch gut so. Hier wird auf der Bühne gerülpst, mal der Text vergessen und stattdessen irgendetwas Unverständliches ins Mikrofon gebrabbelt. Obligatorisches Ausrasten an allen fünf Instrumenten ist sowieso angesagt. Sie sind Dilettanten aus Freude, Dilettanten aus Leidenschaft, Dilettanten aus Überzeugung.“
Tilman Kettler