STEPHEN MALKMUS AND THE JICKS
Das neue Album trägt den Titel ›Wig Out At Jagbags‹ .
Überhaupt ist ›Jagbags‹ ein Spitzen Wort. Eine schmierige Andeutung, keine Obszönität, wenngleich von einer abgeleitet, verwässert für Rundfunk und Fließband. Für den im Straßenenglisch Unvertrauten ist dies eine Kombination der sehr gern benutzten Schimpfwörter ›Jackass‹ und ›Douchebag‹, deren exakte Übersetzung selbstverständlich jedem Interessierten frei steht, nachzuschlagen.
Und zum Thema ›Wig Out‹, zu deutsch ›ausflippen‹: Wir alle haben diese Erfahrung bereits gemacht. WIR machen sie gerade, ich zumindest. Der ›Ich Erzähler‹ spricht übrigens genau zu Dir/für Dich. Sollte der geneigte Leser dieser Zeilen also das Bedürfnis nach Ausflippen verspüren, sei an dieser Stelle empfohlen, besser keinen Schritt weiter zu gehen. (…Ach ja: Und dann gibt es natürlich noch Dag Nasty, deren Erwähnung ich hier gar nicht weiter rechtfertigen will – dies nur als Vorgeschmack des unaufhaltsamen Drangs, namedropping zu betreiben.)
Das Album. Produziert wurde von der Band selbst und Remko Schouten, dem holländischen Soundmann von Pavement, dem das Ijland Studio im östlichen Te il von Amsterdam gehört. Wo soll man anfangen? Diese Platte ist inspiriert von Köln, von Künstlern wie Mark Von Schlegel, Rosemarie Trockel, Von Spar und Jan Lanki sch, von Can und Gas.
Schlagwörter? Hier: Man stelle sich Weezer, Chili Peppers, Sic Alps und viele andere in den späten Achtzigern vor, NYRB, Aroma, Charlottenburg, Untätigkeit, Jammen, Indie-Typen, die versuchen, nach Memphis, Flipper, Pete Townshend, Pavement, The Joggers, der NBA, und Familienleben in 2013 zu klingen. Wir (Remko) haben ein Studio in den Ardennen ausfindig gemacht, das eine heimelige Farm-Atmosphäre hatte im ländlichen Belgien nahe Luxemburg gelegen, der Wiege der morbiden Steuerersparnis. Die Aufnahmen liefen sehr gut, da die Band ziemlich gut ist…Wir waren (sind??) ganz schön geflasht vom Ergebnis. Ich habe die letzten paar Jahre in Berlin zugebracht. Und obgleich sehr ›hip‹ und in vielerlei Hinsicht das ›Zentrum‹ Europas, ist Berlin nach wie vor irgendwie noch immer isoliert. Zumindest, wenn man ein American Dad ist. Ein erstaunlicher Ort, wie jeder inzwischen weiß, und so leicht, darin zu verschwinden. Ok, das ist vielleicht die Qualität jeder größeren Stadt, aber für mich war diese Erfahrung neu – und sie sprechen deutsch (meistens) – man kann also beinahe aufhören zu existieren – eine sehr befreiende Vorstellung. Nach zwei Jahren dort begannen wir jedoch dennoch zu existieren. Eine durchschnittliche Geburt, ohne größere Schmerzen. Ich bearbeitete die Texte und Akkordfolgen für gewöhnlich an einem Computer auf irgendjemandes Tisch in irgendjemandes Appartement. Und das ist, was Ihr kriegt: Entworfene Vorstellungen von Rock a nd Roll aus dem kalten Norden, erstellt von West Coast Anhängern und einem holländischen Onkel. Wir fühlen uns gezwungen, sie mit Dir zu teilen. SM (& Jicks) (Stephen Malkmus, Joanna Bolme, Jake Morris, Mike Clark)
präsentiert von BYTE.FM, Spex