“Mut heißt nicht, keine Angst zu haben.”
Wurde Sarah Leschs erste Platte noch in der “schmutzigen Küche” aufgenommen und auch so betitelt, so ist ihr neuestes Album “DA DRAUSSEN” nun der Blick aus dem Fenster. Der Blick auf eine Welt, die verrücktspielt, schreckliche Dinge zulässt und gleichzeitig alles ist, was wir haben: stark, schön und zerbrechlich. Zwischen Aufbruch und Rückkehr in die Küche liegen fünf Jahre, unzählige Konzerte, Gespräche und Erlebnisse und ein weiteres Album – „von Musen und Matrosen“. Sarah Lesch ist in dieser Zeit gemeinsam mit ihren Liedern gereift. Mit einer noch klareren Haltung, einer geschärften Perspektive blickt Sarah Lesch durch die Lieder ihres dritten Albums auf die Welt.
“Ich weiß, dass man die Angst vergisst, wenn man singt.”
Die zehn Songs entstanden in Tour-Pausen am Strand, auf Dachterrassen über wechselnden Städten, hinter großen und kleinen Bühnen, an fremden Küchentischen, in der neuen Leipziger Heimat. Gemacht aus Notizen, Inspirationsfetzen, Bildern und Begegnungen schreibt Sarah Lesch rotzig und intim, klug und weltfremd zugleich, tanzt und springt zwischen den Welten. Sarah Lesch zeigt in knapp 57 Minuten beeindruckend, dass sie keineswegs bereit ist, sich auf Erreichtem auszuruhen. Die Kunst, durch reine Erzählungsgabe und die Überzeugungskraft ihrer vielseitigen Sing- und Sprechstimme bedingungslos zu fesseln, ohne bisweilen überhaupt einen Refrain zu benötigen, hat sie der deutschsprachigen Liedermachertradition entnommen, die ihren bisherigen Höhepunkt fast 20 Jahre vor ihrer Geburt feierte.
Mit “DA DRAUSSEN” macht Sarah Lesch jedoch unmissverständlich klar, dass sie nicht als Nachlassverwalterin angetreten ist, sondern ihre Lieder als lebendige Vermittler und Kommentatoren zwischen Tradition und aktuellem Zeitgeschehen erschafft. Dem akustisch inszenierten Song in Autorentradition mischt sie mühelos Nuancen von Chanson, Jazz, Blues, Polka, Reggae und amerikanischem 60er-Folk bei, die kammermusikalische Besetzung glänzt mit Kontrabass, Schlagzeug, Percussion, Piano, Hammond, Harp, Trompete, Akkordeon und vielem mehr, lässt jedoch jedem Song genügend Raum und Ruhe, um auch als kleine Bühnenversion nur mit Gesang und akustischer Gitarre vorstellbar zu bleiben.
“Ich weiß keine Lösung, nur Lieder.”
Als gleichsam poetische, romantische wie auch sezierend scharfsinnige und rebellische Autorin baut Sarah Lesch ihre Musik ganz intuitiv und vollkommen souverän um die Lyrik herum auf und erreicht damit auch auf ihrem dritten Album eine Dringlichkeit, Poesie und Klasse, die Ihresgleichen sucht. Sie gibt diesem wunderbaren und doch angestaubten Genre eine neue Relevanz und Aktualität. Das Benennen von Missständen, das Verpacken komplexer Gefühlswelten in verständliche, nahbare und berührende Sprache. Das Erheben der Stimme, Leises im Kontrast, in jeder Zeile die Hoffnung und eine Ahnung des Wahren. Kein erhobener Zeigefinger. Eine Kraft in der Stimme, die sich aus Leidenschaft speist – Sarah Leschs “DA DRAUSSEN” gehört ohne Zweifel zu den wichtigen und prägenden Alben dieses Jahres.
“DA DRAUSSEN” erscheint am 11.08.17 auf CD, Vinyl und als Download und Stream via Kick The Flame / Broken Silence /Finetunes.
BENNI BENSON
ist Musiker aus Leidenschaft. Ein wahres Vollblut! Und wie oft haben wir diesen Satz in einer Bandinfo schon gelesen und glauben ihn mittlerweile schon gar nicht mehr, wenn er erneut auftaucht?! Und doch ist es im Falle Benson noch einmal ein Quäntchen anders.
Er ist ständig auf der Suche, hat sich bisher in vielen Bands und Projekten ausprobiert. War Mitglied der Band MONOPHOX und COSMIC CASINO, zwei bayerischen Indie-Größen, war Bestandteil des Münchner Post-Rock-Kollektivs INSTRUMENT und ist immer noch Frontmann in der Stuttgarter Formation EVERYTHING BUT GIANTS. Zuletzt hat er dann noch die Musik für den Kurzfilm „GESCHWISTERHERZEN“ beigesteuert, der 2011 auf Cannes im Shortfilm Corner lief.
Aber hier geht es nicht um seine zahlreichen anderen Projekte, hier geht es um Ihn! Und am ehesten bei sich und er selbst, ist er dann, wenn er seine ganz eigenen Songs zum besten gibt. Versunken in sein Gitarrenspiel und seinen Geschichten, erzählt er auf seiner EP „FÜR ETWAS WIRKLICH BRENNEN“ vom Scheitern, vom Verlieben, von Trennung und von Neuanfängen. Der übliche Singer/Songwriter Kram halt, von Benson jedoch verpackt in Wortwitz und Charme wie nur wenige es können. Das erinnert den Kenner an Niels Frevert und den Liebhaber an Damien Rice. Ihm selbst ist das egal. Benson erzählt Geschichten die jeder kennt, auf seine Art und in einer Klarheit, dass man sich darin spiegeln kann.