19.45 Uhr The Riptide Movement
Sie sind Irlands Antwort auf den schwitzigen Rock ’n’ Roll von Bands wie The Gaslight Anthem, The Augustines oder Frank Turner. The Riptide Movement existiert seit 2009, drei Alben hat das Quartett in dieser Zeit herausgebracht, das aktuelle Werk „Getting Through“ ist beim Major-Label Universal erschienen.
Ihr energetischer „blue collar“-Rock hat ihnen sogar die Sympathien der Rolling Stones eingebracht, die sehr wählerisch in der Auswahl der Bands sind, die bei ihren Konzerten im Vorprogramm auftreten dürfen. 2014 fiel die Wahl auf The Riptide Movement. Plötzlich spielte die Gruppe um Sänger Mal Tuohy nicht mehr vor 500 Zuschauern sondern vor 80.000. „Wir sind eine durch und durch positive Band“, sagt Tuohy. „Wenn wir etwa erreichen wollen, dann schaffen wir das auch. Dieser positive Geist spiegelt sich auch in unserer Musik.“ So wie im Song „All Works Out“, einer idealen Nummer für de Sommer.
21.10 Uhr Abby
Kennengelernt haben die fünf Mitglieder von Abby in Mannheim, aber seit sechs Jahren lebt die Indie-Band in Berlin, wo sie inzwischen fest verwurzelt und vernetzt ist. Keyboarder Lorenzo und Schlagzeuger Henne produzieren unter dem Namen Feeling Valencia House und Techno, Gitarrist Tilly spielt bei Apparat mit und Sänger Filou hatte bereits eine Reihe von Gastauftritten bei diversen DJs. Stilistisch ist das Quartett nicht so einfach einzuordnen.
Auf ihrem Debütalbum „Friends & Enemies“ machen sie Folk-Indie-Pop, in den auch elektronische Musik und Rock der 70er-Jahre eingeflossen sind. Ihr zweites aktuelles Album „Hexagon“ ist deutlich sperriger als das Debüt, die klaren Melodien werden durch verzerrte Beats gebrochen, Celli und Synthesizer bekommen in den neuen Songs mehr Raum. Abby hat sich auf der zweiten Platte deutlich weiter entwickelt, geblieben ist der dramatische Gesang von Frontmann Filou.
22.30 Uhr Cosmo Sheldrake
Mit seinen lustigen Locken und einer fröhlichen Melodie wirkt Cosmo Sheldrake in seinem Video zu „The Moss“ wie ein kleiner Hobbit. Aber da er sein Keyboard inmitten einer Modellbaustadt spielt, gleicht er doch einem Riesen. Alles eine Sache der Perspektive.
Zufällig spazierte Sheldrake nicht durch die Kulisse, denn der Londoner ist oft vor der Haustür zu finden, um im klassischen Sinn der Field Recordings gewöhnliche und ungewöhnliche Geräusche aufzuzeichnen, die er für gewöhnlich in ungewöhnlichen Songs unterbringt. Als Hintergrund oder als rhythmische Basis, als Pointe oder einfach nur aus Spaß. Ein bellender Hund, summende Bienenkörbe, ein Schlag mit dem Kantholz gegen ein Ortsschild, eine Synthesizer-Fahrt auf einem Bulgarischen Pferdewagen. Quietschen, Schnarren, Klingeln, Beats, Samples, Gesänge. Wir sind gespannt, was er so auf dem Kiez aufnimmt, denn dort ist es bekanntlich nie ruhig.
Erst recht nicht beim wohl ulkigsten Auftritt des Reeperbahn Festivals. Cosmo Sheldrake ist schrullig, aber ein Brite ohne schräge Hobbys ist ja auch kein echter Brite.
24.00 Uhr Adam Angst
Zwei Jahre lang war Felix Schönfuss, Sänger der Husumer Punk-Band Frau Potz abgetaucht, jetzt ist er wieder da. Mit einem neuen Projekt und einer Kunstfigur, die er Adam Angst nennt. Aus früheren Bandmitgliedern von Blackmail, Fjört und Escapado hat er ein Quintett zusammengestellt, das knüppelharten Punk-Rock spielt und ihr Debütalbum beim Hamburger Label Grand Hotel Van Cleef veröffentlicht hat, das u.a. von Thees Ullman und Marcus Wiebusch betrieben wird.
So geradeaus die elf Songs auf dem Debütalbum auch losbrettern, die Texte sind weit weg von typischen und schlichten Punk-Parolen. Schönfuss schafft es, Sozialkritik mit präzisen Worten auszudrücken. Die Songs stecken voll kleiner Anekdoten, und sie haben Witz, wie man sehr schön an dem Song „Professoren“ und dem dazu gedrehten Video sehen kann. Hinter Adam Angst stecken fünf Musiker, treffend heißt es auf der Facebook-Seite der Band: „Angetrieben von seiner Sicht auf diese manchmal biedere und beschränkte Welt, verwandelte Felix seinen Hass wieder mal in Worte.“