BERNHARD EDER
Mit dem unfassbar traurigen und berührenden Opener „Snow Fields“ schlägt Bernhard Eder ein neues und sehr spezielles Kapitel in seiner musikalischen Laufbahn auf. «Der derzeit vielleicht beste deutschsprachige, aber englisch singende Songwriter» (Soundmag.de) legt mit seinem vierten Langspieler ein waschechtes Trennungsalbum vor, das es in sich hat.Breakup- Platten hat es in der Popgeschichte immer wieder gegeben, von Marvin Gayes «Here, My Dear» bis zu Bon Ivers Debüt «For Emma, Forever Ago», das auf poetische Weise eine gescheiterte Beziehung aufarbeitete.
Ein reines Wehklagen ist «Post Breakup Coffee» indes nicht. Klar: Natürlich transportieren die Songs auch Selbstmitleid, denn ohne dieses Gefühl läuft eine schmerzhafte Trennung nach einer längeren Beziehung nun einmal nicht ab, aber da sind auch viele andere Gefühle: Selbstvorwürfe («I’ve been working all the time / Busy, so I missed your signs»), Zorn («You told me I was wrong / But did you think of your own mistakes that much?»), Eifersucht («Like John Lennon sang: I’m just a jealous guy») – die ganze Palette.
«Ursprünglich wollte ich ein sehr reduziertes Album machen, ähnlich meinem Debüt [„The Livingroom Sessions“, 2007]. Dann bekam ich von einem Musikerkollegen eine alte Heimorgel, ein Fender Rhodes gesellte sich dazu. Von da ausgehend wurde der Sound langsam immer üppiger. Irgendwann kam auch mehr E-Gitarre ins Spiel. Mit der kann man ja auch sehr gut Gefühle ausdrücken.» Beinahe müßig, zu sagen, was die Gitarre macht: sie schluchzt, heult, weint. Nicht umsonst dient als Motto des Albums ein Zitat des englischen Schriftstellers Coates Kinney: «And the melancholy darkness gently weeps in rainy tears.» Ein Satz, der vor Bernhard Eder auch schon einen gewissen George Harrison inspiriert hat.
Die Songs auf «Post Breakup Coffee» gehen die Stationen einer Trennung durch. Es beginnt mit dem überraschenden Abschied («Snow Fields») und der daran anschließenden Niedergeschlagenheit im ersten Trennungsschmerz («Sunday Primetime Soap-Opera»). Der Titelsong erzählt vom ersten Treffen danach, weil sie noch Sachen bei ihm in der Wohnung hat, die sie abholen will. Er würde sie am liebsten wieder da behalten. Darauf folgt in «Paralysed» und «Word’s Can’t Tell (What I’m Feeling)» der völlige Tiefpunkt. In «Leaving Berlin» wird noch einmal der Abschied von der großen Stadt rekapituliert, ehe sich in den letzten beiden Songs wieder ein wenig Horizont zeigt. «Long Way to Run» heißt das vorletzte Stück, «Ode to My Friends» der versöhnliche Rausschmeißer, bei dem Freunde und Weggefährten Eders den Chor bilden.
Musikalisch ist «Post Breakup Coffee» als neue Klangfarbe eine konsequente Weiterentwicklung von Eders bisherigen Alben. «Nur kein Indiefolk», lautete die Devise. Dann schon lieber tief rührende, an die frühen 1970er erinnernde Sounds und Stimmungen. Die acht Songs nehmen sich viel Zeit, auch schon mal sechs Minuten, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Längere Instrumentalpassagen und zarte Psychedelik inklusive.
«Post Breakup Coffee» erscheint neben der normalen CD-Fassung auch in einer limitierten Edition in Buchform und samt Bonus-CD mit vier weiteren Stücken. Nicht nur, dass die Texte diesmal von spezieller Bedeutung sind, und wert, auch in gedruckter Form ansprechend wiedergegeben zu werden. Das Buch, das die ursprünglich auf einem Kalenderblock entstandenen Textskizzen rekonstruiert, ist dazu noch grafisch ein Leckerbissen geworden. — Sebastian Fasthuber
JÜRGEN UFER & DIE DINGE IM FLUSS
Songwriter-Pop in deutscher Zunge
(J.Ufer: Gesang, Gitarre/Jörg Purfürst: Bass/Philip Mestwerdt: Schlagzeug/Jan Brust: Gitarre/Piano)
Der Wahl-Hamburger spielte zehn Jahre Gitarre bei der Alternative-Rockband ‘Eaten by Sheiks’ (u.a. Support-Tour mit ‘Wir sind Helden’ und ‘Madsen’). 2007 verliess er die Band mit der Erkenntnis, dass die eigenen Visionen dort keine Zukunft haben.
Musikalisch und textlich zu lyrisch, um die Hamburger Schulbank zu drücken, fliessen in seinen Songs Elemente aus Britpop und Country, Indie und Folk zusammen.