„Löppt bei De fofftig Penns! Was einst lütt (hochdeutsch: klein) begann, ist inzwischen eine feste Größe in der norddeutschen Musiklandschaft. Rap up Platt mit Elektro-Beats zwischen Pop und Techno: junge Lüüd verstehen kein Wort, feiern’s aber ab. Omi versteht jedes Wort, findet’s aber „en beten to luut“ Kurzum: Die Bremen-Norder Jungs vom Deich sind Kult.
Und wie jedes Jahr bringt der „Shantychor Bremen-Vegesack von 2003 e.V.“ kurz vor Weihnachten besinnliches Stroboskoplicht in die duuster Tiet vun’t Johr. Mit Liveband, Gaststars und sämtlichem Pipapo. De fofftig Penns melden sich sozusagen zurück, erfinden sich neu, aber vergessen ihre Wurzeln nicht (lecker!). Musik, die in keine Schublade passt, sondern einfach nur rockt. Man darf gespannt sein. Lasst mal ein Like da.
Na, denn man to!“
„Nachtschattengewächs“
Rabaukendisko – drei Freunde, sechs Vokale, Catch ohne Ende. Einzig gespart wird bei dieser Band an den Vornamen. Christoph, Christoph und Christopher kommen aus Grevesmühlen. Nach der letztjährigen EP, die den programmatischen Titel „Leise ist kaputt“ trug, erscheint nun das Debüt- Album. „Nachtschattengewächs“ - das ist die erste große Elektro-Pop- Ansage des Jahres, Sprechgesang inklusive. Deal with it, sucker!
„Ich hatt‘ nur Asse auf der Hand, doch ihr spielt lieber Schach mit mir“ („Nachtschattengewächs“)
Auch wenn Greifswald bloß noch ein Fähnchen-Pin auf der ziemlich durchlöcherten Rabaukendisko-Deutschlandkarte darstellt, spielt die verwunschene Studentenstadt eine besondere Rolle. Und wer jetzt gerade geographisch ins Schwimmen gekommen ist, dem kann natürlich geholfen werden: Dieser Absatz hier sendet aus dem tiefsten Osten. Gern geschehen! Vor Greifswald kam dabei noch Grevesmühlen. 1A Meck’Pomm Hinterland, das hinterlässt Spuren – selbst wenn Du eine Band gründest, statt zu lernen, wie man Crystal Meth kocht. Der Song „Orgelspieler“ bringt das gesammelte Kleinstadt-Gefühl zwischen Frust, Langeweile und Wehmut perfekt auf den Punkt. „Pflastersteine nicht mehr fest, Fassade bricht herab, der tägliche Gebrauch hat dich nun auch zum Kaff gemacht“. Die Jungs von Rabaukendisko suchen das Weite, sobald und so oft es geht, Autobahnraststätten, Konzertreisen, Blinker links. Dennoch ist die Thees Uhlmann‘sche Weisheit selten treffender als hier: Du kannst den Jungen aus dem Dorf kriegen, aber niemals das Dorf aus dem Jungen. So mündet das genannte Stück im Refrain dann auch in die Zeilen: „Du gehörst zu mir, denn Du hast mich geprägt“. Rabaukendisko, das sind drei Smalltown Boys auf ganz großer Fahrt.
„Und bist du alt, gibt’s da diesen einen Brief für dich. Absender: Deine Jugend, Inhalt: ‚Ich vermisse dich‘.“ („1000 Jahre jung“)
Wobei musikalisch klingt die Band so urban und club-gestählt... da hat die Provinz definitiv Pause. Der Bass klopft, das Keyboard nagelt Melodien und die elektrisch verzerrten Grillen zirpen. Die Rabaukendisko hat durch ihr ausgiebiges Touren nochmal spürbar ein Upgrade erlebt. Dank aus dem Publikum bleibt da unvermeidlich: So wurden die Lieder der „Leise ist kaputt“-EP, die auch ihren Weg auf das Album gefunden haben, oft leidenschaftlich mitgesungen. Wenn von diesen Momenten erzählt wird, spricht die Band gern von ihrem „erwärmten Boyband-Herz“.
„Jetzt bin ich nackt, so wie Bonnie ohne Kleid“ („Der allerletzte Cowboy“)
Hört man die 13 Nachtschattengewächse des Albums kann man sich überdies kaum vorstellen, dass die Band letztes Jahr auch noch Abi, Examen beziehungsweise Diplom hingelegt haben soll. Stimmt trotzdem.
Von so treffenden letzten Worten träumt die offizielle Neujahrsansprache bloß. Völker der entfesselten Tanzfläche, schaut auf diese Band!